Lehrte
Ortsvorsteher: Berthold Bange, Am Hasenöver 8, 49740 Haselünne-Lehrte
Auf halbem Wege zwischen Haselünne und Meppen liegt auf einem Schwemmsandrücken der unteren Haseniederung der Ort Lehrte. Die Geschichte des Dorfes wurde von jeher durch die Hase geprägt.
Ihr launisches Hochwasser lockte die Menschen mit fruchtbarem Schlick und vollen Reusen; aber es blieb bis zur Regulierung der Hase um die Mitte unseres Jahrhunderts eine ständige Bedrohung der menschlichen Wohnungen und Ernten und ein hartnäckiges Verkehrs - und Entwicklungshindernis.
Mit Namen "helerithi" wird Lehrte erstmals im 10. Jahrhundert unter den zu Pfarre Bokeloh gehörenden Gemeinden erwähnt. Anlaß dazu ist die Weihe einer Kirche in Bokeloh durch Bischof Dodo von Osnabrück (da das Jahr der Kirchweihe nicht angegeben ist und nicht geklärt ist, ob Dodo I. 919 - 936 oder Dodo II. 978 - 996, die Weihe vornahm, ist eine genaue Datierung der Ersterwähnung nicht möglich).
"Helerithi" läßt sich in Anlehnung an Namensforschungen von Hermann Abels vielleicht mit "holunderbestandener Abhang" oder "Weidehügel" übersetzen.
Als älteste menschliche Siedlung wurde 1936 einige km nördlich im Dörgener Moor eine Wohnhöhle von Rentierjägern aus der Zeit um 10 000 v.Chr. nachgewiesen. Andere vorgeschichtliche Funde im Heimatmuseum Haselünne bestätigen den Aufenthalt steinzeitlicher Menschen im Lehrter Raum. Ausgrabungen am "Hexenberg" einem im Zuge der Haseregulierung um 1960 eingeebneten flutfreien Hügel nördlich des Ortskerns, weisen (nach Dr. E. Schlicht), daß hier im zweiten und dritten Jahrhundert n. Chr. eine Fischerfamilie gewohnt hat. Wegen des Mangels an hochwasserfreien Siedlungsplätzen entstanden zur Altsiedelzeit in der Haseniederung nur kleine Siedlungseinheiten. Ernst Giese nennt Einöd - oder Doppelhöfe bzw. kleinere Hofgruppen als typische Siedlungsformen. Ernährungsgrundlage der Siedler war durch viele Jahrhunderte die Weidewirtschaft. 1365 während der Tecklenburger Fehde sollen nach einer Anzeige des Drosten Stephan von Düthe allein in Lehrte nicht weniger als 92 Kühe und 140 Schafe geraubt worden sein.